Schmuckatelier Thomas Becker in Hamburg führt die Soziokratie ein, mit erheblichen Folgen: Der Geschäftsführer hat mehr Zeit, um über die Zukunft nachzudenken, die Mitarbeiter führen die Aufgaben, die sie von ihm übernommen haben, mit großem Selbstvertrauen aus.Anders wollen sie nicht mehr arbeiten, “Ehe man sich versieht, sind sie süchtig nach dieser Methode.”

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Wohnprojekt Wien

(Michaela Pöllabauer im Interview mit Markus Spitzer)

Das „Wohnprojekt Wien“ ist ein Gemeinschaftswohnprojekt im 2. Bezirk. Etwa 90 Menschen, davon 27 Kinder, bewohnen seit Dezember 2013 das Haus. Die GründerInnengruppe führte gleich mit Projektstart (2009) die Soziokratie ein. Barbara Strauch hat die Gruppe dafür begeistert und beriet und begleitete sie seitdem.

Markus Spitzer kam vor 4 Jahren bei der ersten Erweiterungsrunde dazu und ist seither für Gemeinschaftsbildung und Organisationsentwicklung zuständig und interner Trainer für Soziokratie.

Auf die Frage: „Wo und Wie hat die Soziokratie im Speziellen geholfen?“ meint Spitzer: „Die Soziokratie ist ein Organisationsmodell, das tagtäglich hilft und Struktur gibt, sodass wir effektiv und lustvoll miteinander sein und arbeiten können. Die Soziokratie stärkt das Vertrauen in die Gruppe, die soziokratische Entscheidungsfindung läßt Vielfalt zu, was in unserer komplexen Welt eine Grundvoraussetzung für gute Entscheidungen ist.

Ein aktuelles Beispiel: Durch den Einzug im Dezember wurden wir von einer Baugruppe zu einer Wohngruppe, um den veränderten Aufgabenstellungen gerecht zu werden musste die Struktur völlig umgebaut werden. Die Angst vor Umstrukturierung wurde ausgesprochen, zugleich gingen die Leute unheimlich aktiv und flexibel in die Veränderungen hinein, die Soziokratie lud dabei zum aktiven Mitmachen ein, alle halfen zusammen und die Herausforderungen wurden gemeinsam gemeistert, es war ein außergewöhnlich partizipativer Prozess. Das ist für solche Prozesse keineswegs normal, sondern ein Effekt von drei Jahren angewandter Soziokratie. Gleichzeitig war der Strukturwandel effizient und mit voller Beteiligung aller Sichtweisen geplant, ein weiteres Selbstverständnis das aus der Anwendung der Soziokratie kommt.

Die neue Struktur ist jetzt, nur 6 Monate nach unserem Einzug, so gut umgesetzt, dass sie voll tragfähig ist. Das ist ein außergewöhnlich kurzer Zeitraum für eine so große Umwandlung in einer Organisation und wäre ohne die soziokratische Kultur nicht so gut gelungen.“

Herzlichen Glückwunsch allen Wohnprojekt-BewohnerInnen, danke für euren Mut und euer Dranbleiben und alles Gute weiterhin!

Designagentur Fabrique (Amsterdam, Rotterdam, Delft)

Vor ca 15 Jahren taten sich junge DesignerInnen zusammen und gründeten „Fabrique“, eine Agentur für Grafikdesign, Produktentwicklung und neue Medien. Die Firma lief gut, wuchs rasch an und Organisationsentwicklung wurde wichtig, da die Firmenhaltung von Anfang an auf Partizipation und Gleichwertigkeit beruhte, dies aber ab einer gewissen Größe nur mehr schwer zu gewährleisten war. Die GründerInnen lernten die Soziokratie kennen und führten sie vor rund 10 Jahren ein, die Firma ist mittlerweile auf ca. 100 Angestellte an 3 Standorten angewachsen. Beim Besuch von Fabrique im Rahmen der internationalen Soziokratiekonferenz wurde der Mitbegründer Paul Stork unter anderem gefragt, welchen Vorteil er als Firmeninhaber durch die soziokratische Struktur habe. Seine Antwort: „Meine MitarbeiterInnen kommen mit einem Lächeln in die Firma und haben Freude an ihrer Arbeit und an ihrer Mitbestimmungsmöglichkeit, das macht mich als Unternehmer glücklich.“

In der Agentur wird die Soziokratie immer wieder auch als Spiel verstanden, das das Leben aller bereichert, vereinfacht und Freude bereitet, lustvolles Gestalten ist sowohl in der Designarbeit als auch in der Beschlussfassung bei Fabrique die Devise. Die Freude und der kreativ-spielerische Zugang waren stark spürbar und die Soziokratie ist aus der Agentur nicht mehr wegzudenken.

Best practice POMALI

In Pomali wurde die Soziokratie vor genau 2 Jahren beschlossen und anschließend umgesetzt, Auslöser war das drohende Scheitern des Projektes, das Zerfallen der Gruppe von über 30 Erwachsenen auf weniger als die Hälfte, finanzieller Druck, da es bereits hohe Projektvorlaufkosten gab, 4 völlig überlastete Vorstände, Schwierigkeiten in der Beteiligung der anderen Mitglieder, unklare Entscheidungsfindungsprozesse und eine starke Ermüdung, da die Pomalis bereits 3 Jahre miteinander am Weg waren, um das Projekt zu realisieren.

Im August 2012 begann die Umstrukturierung zu wirken, die Gruppe wuchs seither langsam aber stetig (heute umfasst sie 33 Erwachsene und 20 Kinder) und das Bauprojekt konnte mit dem Bauträger erfolgreich umgesetzt werden, was noch im Jänner 2013 unsicher war.

Im Dezember 2013 sind die Pomalis in ihr neues Heim eingezogen, das zwischen St. Pölten und Krems liegt, ein 2. Bauabschnitt wird demnächst folgen. Seit der Einführung der Soziokratie teilt sich die Arbeit gut auf alle Mitglieder auf, die Klarheit der gemeinsamen Ziele brachte Vertrauen und Beruhigung in die Gruppe, alte Konflikte konnten an die Oberfläche kommen und wurden damit gut bearbeitbar, alle neuen Mitglieder konnten sich dank der klaren und transparenten Struktur rasch einfügen und mitwirken. Kein Wunder also, dass im Februar 2014 bei der Evaluation in Pomali niemand mehr auf die Soziokratie verzichten wollte.

Die Pomalis wünschen sich übrigens noch Zuwachs, nähere Infos: www.pomali.at

Wohnprojekt „Gennesaret“ in Wien Mauer

Berichtet von Martin Schelm, Obmann und Leiter des Leitungskreises von Gennesaret:
“In unserem Wohnprojekt, das vor einigen Jahren gegründet wurde, arbeiteten wir von Anfang an mit einigen Aspekten der Soziokratischen Kreisorganisationsmethode, aber eben nicht mit allen. Solange die Mitgliederzahl noch unter 15 blieb, lief alles ganz gut, als sie jedoch im Herbst 2013 darüber stieg, nahm auch der Leidensdruck zu: unklare Zuständigkeiten, unausgesprochene Machtstrukturen, vor allem äußerst unbefriedigende, von inhaltlicher Arbeit geprägte und nervenaufreibende Plenarversammlungen und daraus resultierend Frustrationen und Konflikte.
Der Beschluss, die Soziokratische Kreismethode umfassend und professionell begleitet durch das Soziokratie Zentrum Österreich einzuführen war praktisch unumstritten, aber dennoch mit Zweifeln gefasst: Kann überhaupt irgendeine Organisationsmethode die zwischenmenschlichen Probleme lösen?
Nun ist die 8-monatige Pilotphase der Implementierung abgeschlossen: Katharina Lechthaler begleitete diesen Prozess in enger Zusammenarbeit mit mir und dem Implementierungskreis und so zeigt sich heute ein anderes Bild als noch vor einem Jahr: Die Strukturen und Methoden sind gut verankert, Zuständigkeiten sind geklärt, Leitung ist mit Bedacht verteilt und als solche definiert, Kreistreffen werden durchgehend soziokratisch moderiert und sind dadurch viel effektiver, das Vertrauen ist gestärkt und die Plenartreffen dienen nun wieder der Kontakt- und Beziehungspflege unter den Mitgliedern. Im März wurde mit dem Bau begonnen, und gerade diese Phase wäre ohne Einführung der Soziokratischen Kreismethode wahrscheinlich nicht bewältigbar gewesen. Natürlich sind immer noch nicht alle Probleme, Frustrationen und Konflikte gelöst, aber wir haben jetzt ein stabiles Gerüst, auf und in dem wir an all dem bauen können wie an unserem Haus.“
Herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Implementierung, gutes Lernen, Wachsen und Bauen wünschen wir Euch für Euer tolles Projekt!

Tauschkreis WIR-Gemeinsam ist seit 2 ½ Jahren soziokratisch

Mit der Implementierung begonnen hat die mittlerweile fast 2000 Mitglieder zählende Tauschkreis- und Transition-Initiative schon im August 2011. Sieben Arbeitskreise und der Leitungskreis gestalten seither die Geschicke des Vereins. Zwei der 25 Regionalgruppen experimentieren inzwischen auch schon mit Zeitgeld im Wirtschaftsbereich, sowie mit soziokratischen Kreisstrukturen für die Umsetzung regionaler Ziele. Ein Implementierungskreis organisiert die Begleitung der Pilotkreise (2014), sodass bis Ende 2015 die Soziokratie in der gesamten Organisation umgesetzt ist.

Der Initiator und Obmann Tobias Plettenbacher weiß genau warum er nicht mehr zu einer gewöhnlichen Vereinsstruktur zurückkehren möchte: “Ohne die Soziokratie hätten wir die fast Verdreifachung unserer Mitgliederzahl in den letzten beiden Jahren ganz sicher nicht bewältigt! Inzwischen arbeiten so viele Menschen effektiv in der Kreisorganisation mit und die Bereiche wachsen ohne Burnout-Gefährdung Einzelner. Die Soziokratie ermöglicht allen Mitgliedern, ihre Talente und Fähigkeiten zu entfalten und  das Motto von WIR GEMEINSAM zu leben: ‘Tue das, was du gut kannst und gerne tust.’  Oder mit den Worten von Ray Bradbury: ‘Tue, was du liebst. Liebe, was du tust.’ Es war eine der besten Entscheidungen des Vereins, die Soziokratie als Organisations- und Entscheidungsmethode einzuführen.”
Zu WIR GEMEINSAM